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Der Architekturpreis Aachen 2020 ist entschieden

10. März 2021

Anfang März trat in Aachen die Jury zusammen, um über den Architekturpreis des BDA Aachen zu entscheiden, der alle drei Jahre ausgelobt wird. Unter dem Vorsitz von Christoph Schlaich (Architekt aus Köln) vergaben die Jurymitglieder Nicole Maurer (Architektin aus Maastricht), Sascha Glasl (Architekt aus Amsterdam) und Prof. Rüdiger (Rektor der RWTH Aachen) drei Auszeichnungen und zwei Anerkennungen. Aus den 21 eingereichten Arbeiten wurden das Gemeindezentrum Genezareth-Kirche, das Quartier 74° und das Projekt Dachraum prämiert. Alle Auszeichnung nehmen in der Folge automatisch am BDA Wettbewerb auf Landesebene teil. Das Papiermuseum in Düren und das Center for Digital Photonic Production erhielten eine Anerkennung.

 

Auszeichnung

Objekt: Dachraum
Verfasser: Amunt-Björn Martenson
Bauherr: Familie Giesa

©Filip Dujardin

Die Neukonfigurierung des Wohnhauses erforderte die Ausweitung des Wohnraums bis in den Dachstuhl. Das Projekt ‚Dachraum‘ schlägt eine prototypische konstruktive Lösung vor, die auf eine generelle Überformung des Gebäudes verzichtet. Was ‚gefunden’ und für leistungsfähig befunden wird, bleibt erhalten und wird durch sparsam hinzugefügte Elemente verstärkt. Der Erhalt der vorgefundenen Tragstruktur und das daraus erforderliche Aufbringen der Dämmung oberhalb des Tragwerks führt zur maximalen Ausnutzung des Raumvolumens und bewahrt die spezifische Atmosphäre des Dachraums und seiner Konstruktion. Die durchgehende Verwendung der Sperrholzplatten für Oberflächen und Möbel und die sinnfällig positionierten Dachflächenfenster transformieren das oberste Geschoss des Reihenmittelhauses in einen überraschenden Dachraum, der die Enge dieser Typologie und den Pragmatismus der baulichen Transformation vergessen lässt. Als Projekt der ressourcensparenden Nachverdichtung spricht das Projekt das Thema der Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen an und überzeugt gleichermaßen durch seine Wohnqualität.

Auszeichnung

Objekt: Gemeindezentrum Genezareth-Kirche
Verfasser: Weinmiller Großmann Architekten
Bauherrin Evangelische Kirchengemeinde Aachen

© Stefan Müller

Der zurückgesetzte Baukörper des Gemeindezentrums der Genezareth-Kirche bildet mit dem frei gestellten Glockenturm einen Vorplatz aus und schafft sich so den nötigen Abstand zu einer viel befahrenen Haupteinfallstraße Aachens. Das Baukörperensemble vereint die klassischen Grundelemente einer historischen Klosteranlage mit den Nutzungsansprüchen der heutigen Zeit. Um den Kreuzgang sind Kirchenraum, Kindergarten, Diakonie und die Pfarrwohnung positioniert. Durch die besondere Lichtführung, die Einheitlichkeit und Reduktion der eingesetzten Materialien und die Verschränkung der Baukörper bilden die verschiedenen Nutzungen eine konsequente Einheit. Aus Sicht der Jury gelingt es den Architekten in diesem heterogenen und exponierten Kontext einen in seiner Klarheit sehr selbstverständlichen Beitrag zur Fragestellung zu leistet, wie ein ruhiger und „sicherer“ Ort für die Gemeinschaft in dieser städtebaulich schwierigen Situation aussehen kann.

Auszeichnung

Objekt: Quartier 74°
Verfasser: kadawittfeldarchitektur
Bauherr: Karlstor-Bruchteilsgemeinschaft Simons/Wibelitz

©Andreas Horsky

Das Wohnprojekt Quartier 74° ist der erste Bauabschnitt eines städtebaulichen Masterplans an dessen Ende die Schließung der Blockränder und die Aufwertung des Blockinnenbereichs stehen. Das elegant geschwungene Gebäude und dessen Verbindung zum zurückliegenden Landesbau schafft einen neuen öffentlichen Platz, erweitert den Straßenraum und schafft den nötigen Abstand zwischen dem großmaßstäblichen Gebäudekomplex und vorhandener kleinmaßstäblicher Bebauung. Die hochwertigen, durchgesteckten Wohnungen verfügen über große Terrassen bzw. Balkone zum Blockinnenbereich. Durch die geschossweise versetzten Balkone entsteht eine skulpturale Rückfassade, die gute Belichtungsverhältnisse ermöglicht und damit erheblich zur Steigerung der Wohnqualität beiträgt. Die Nutzung 74° heißen Quellwassers für die Warmwasserversorgung und Heizung des Quartiers wird als kluger Beitrag zur Nachhaltigkeit des Quartiers gewürdigt. Ein beispielhaftes Projekt zur Schaffung von qualitätvollem Wohnraum in einer komplexen Grundstückssituation.

Anerkennung

Objekt: Papiermuseum Düren
Verfasser: Klaus Hollenbeck – Maier + Hollenbeck Architekten
Bauherr: Stadt Düren

©Guido Erbring

Das Papiermuseum in Düren erinnert an eine gefaltete Papierskulptur. Die weiße Putzfassade wird durch präzise gesetzte Knicke und Kanten gegliedert und ist als Analogie zur Textur von Papier zu verstehen. So entsteht ein Objekt, das im städtebaulichen Kontext wie ein fremder aber sehr freundlicher „Alien“ wirkt und den Ort durch seine selbstbewusste Haltung besetzt. Die Form wirkt innen und außen wie aus einem Guss und ist faszinierend und schwellenlos. Das Papiermuseum ist ein Ort der Begegnungen und Bildung für junge und alte Menschen, die hier direkt mit Architektur und Städtebau in Kontakt kommen und deren Potentiale sinnlich erleben können. Den Verfassern gelingt es, dem großen Nachbarn Leopold- Hoesch-Museum ein sympathisches und verspieltes Gebäude gegenüber zu stellen, das sich im Kontext mühelos behaupten kann.

Anerkennung

Objekt: Center for Digital Photonic Production CDPP
Verfasser: Carpus+Partner AG, Thomas Habscheid-Führer
Bauherr: BLB NRW Aachen

©Jörg Stanzick AGD

Der U-förmigen Baukörper des CDPP umschließt einen Zugangshof, der durch vollflächigen Glasfassaden Einblicke in die Forschungsräume sowie einen visuellen Austausch der verschiedenen Nutzungseinheiten untereinander ermöglicht. Vernetzung, Wissensvermittlung und Austausch finden hier ihren Raum und verortet das Haus in seinem Kontext. Die ‚Außenfassaden‘ sind als harte Schale mit frei gesetzten Öffnungen gestaltet, die gerahmte Ausblicke von innen nach außen bieten. Die fein detaillierten Sichtbetonelemente sind angenehm zurückhaltend. Diese fast didaktische Haltung ist eine nachvollziehbare Reaktion auf den sich im Aufbau befindlichen Campus und die sensible Nutzung des Hauses. Als Teil des Campus Melaten steht das Gebäude für einen Typus von Forschungsgebäuden, der sich dem öffentlichen Raum gegenüber verpflichtet fühlt und durch robuste Kompaktheit Nachhaltigkeit verspricht.