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ARCHITEKTURPREIS RECHTER NIEDERRHEIN 2023 entschieden

25. Januar 2024

A U S Z E I C H N U N G

© Thomas Schäkel
© Thomas Schäkel

Projektname bauKULTURstelle

Adresse Weberstraße 17-19, 46499 Hamminkeln

Architekt:in raumwerk.architekten, Köln

Bauherr:in Verein zur Förderung der Dorfentwicklung Dingden e.V., Dingden

Baujahr/Fertigstellung 2023

Jurybegründung

Das Projekt bauKULTURstelle umfasst weit mehr als den Umbau und die Sanierung eines historischen Gebäudeensembles zu einem Ausstellung- und Vorzeigeobjekt. In einem partizipativen Prozess entsteht ein Kristallisationspunkt dörflicher Gemeinschaft, Kultur, Begegnung und Identität. Der hohe Grad an Engagement und Eigenleistung aus der bürgerschaftlichen Initiative schafft einen baukulturellen Mehrwert für das Dorf.

Die Kernsanierung und Restauration des Ensembles schafft ein Gemeinschaftszentrum, in dem Veranstaltungen und Treffen stattfinden können. Dadurch wird das soziale Leben im Dorf gefördert und die Bewohner haben einen Ort für gemeinsame Aktivitäten. Räume werden als Kunst- oder Kulturzentrum genutzt, in dem lokale Künstler ihre Arbeiten ausstellen können. Kulturelle Aktivitäten werden gefördert und das Dorf kann zu einem überregionalen Anlaufpunkt für Kunst- und Kulturinteressierte werden.

Architektonisch wird besonders das Spannungsfeld des Projektes gewürdigt, dass durch die äußerst behutsame, denkmalgerechte Sanierung des alten Lehrerhauses einerseits sowie den mutigen und unprätentiösen Umbau des Anbaus anderseits eröffnet ist. Letzterer schafft durch das Zusammenwirken von erhaltenswerten Fragmenten mit mutigen, passgenauen Eingriffen ein Raumkontinuum über mehrere Etagen, das räumlich facettenreich ist und gleichzeitig vielfältig nutzbare Räume für bürgerschaftliche Nutzungen aller Art anbietet.

Gewürdigt wird neben dem beispielgebenden Umgang mit dem baulichen Bestand insbesondere auch der Entstehungs- und Bauprozess als Impuls für den ländlichen Raum.

 

 

 

A U S Z E I C H N U N G

© Thilo Rohländer
© Thilo Rohländer

Projektname KTE Rechenacker

Adresse Rechenacker 77, 46049 Oberhausen

 Architekt:in DRATZ Architektur&Städtebau

 Bauherr:in BO – Service Betriebe Oberhausen

 Baujahr/Fertigstellung 2022

Jurybegründung

Der Neubau der Kita als Ergänzung des Ensembles der Bildungslandschaft mit angrenzender Grundschule sowie bestehender Kita ordnet die räumliche Situation grundsätzlich neu und schafft eine überzeugende Neukonfiguration. Die bewusste städtebauliche Setzung des Kita-Riegels überzeugt durch ihre für die Nutzer:Innen gut nutzbaren und klar erkennbaren Zuordnungen.

Nach Süden ermöglicht der Riegel einen funktional sinnvollen und räumlich attraktiven Bezug zu den Bestandsbauten und dem Freiraum der bestehenden Kita. Somit entsteht eine gelungene Einheit unterschiedlicher Bauten. Nach Norden erfolgt eine klare Abtrennung zur Grundschule mit Durchblicken in den zukünftigen Lebensabschnitt der Kinder.

Durch den versierten und wohldosierten Einsatz tradierter architektonischer Mittel wie Raumzonierung, Gliederung, Farbigkeit und Materialwirkung entsteht ein selbstverständliches Gebäude und ein in besonderem Maße kindgerechter Ort. Die Plastizität in der Fassadenwirkung wird durch die sorgfältige Ausformulierung der Fassadenöffnungen gestärkt, so zum Beispiel in der gestaffelten Eingangslaibung oder durch die niedrig angeordneten Fenster, welche auf die Perspektive der Kinder als Hauptnutzungsgruppe verweisen und den bewussten Bruch mit Sehgewohnheiten wagen. Die homogene Fügung des Mauerwerks mit in Steinfarbe pigmentierten Fugen stärkt diesen kompositorischen Ansatz. Das Material des Backsteins, das nicht zuletzt auf eine lange Tradition im Ruhrgebiet und am Niederrhein zurückblicken kann, wird im Inneren durch Holzeinbauten ergänzt, die eine wohlige und kindgerechte Atmosphäre erzeugen. Gleichwohl wird als Wermutstropfen erkannt, daß die Innenraum- und auch die Aussenraumgestaltung nicht in der zu erwartenden Qualität wie das Gebäude selbst realisiert wurde. Hier wird die Schnittstellenproblematik bei nur Teilbeauftragungen deutlich.

Das Projekt ist ein sehr positives Beispiel für die Weiterentwicklung bestehender Ensembles von Bildungsinfrastruktur.

 

 

 

A U S Z E I C H N U N G

© Atelier Fritschi + Stahl

 

© Atelier Fritschi + Stahl

 

Projektname Pumpwerk Oberhausen

Adresse Kurfürstenstraße, 46147 Oberhausen

Architekt:in Atelier Fritschi + Stahl – Architektur und Stadtraum, Düsseldorf

Bauherr:in Emschergenossenschaft, Essen

Baujahr/Fertigstellung 2021

Jurybegründung

Das Pumpwerk repräsentiert durch seine ikonische Form- und Farbgebung in gekonnter Weise die Transformation der Landschaft des Ruhrgebietes und das Generationenprojekt Emscherumbau. Neben der baulichen Form ist es insbesondere die Einbeziehung des Geländes in die angrenzende Flusslandschaft und das Radwegenetz sowie die Öffnung des Areals mit Besucherplatz und Aussichtsplattform, die den besonderen Wert des Projektes ausmachen. In den angrenzenden Gärten können Bürger:Innen und Anlieger:Innen zu Mitgestalter:Innen werden. Neben dem Informationswert stellt dies den für ein Infrastrukturbauwerk außergewöhnlichen sozial-kulturellen Mehrwert dar.

Architektonisch thematisiert das Bauwerk die Anordnung geometrischer Körper, die Assoziationen an die Repräsentationsarchitektur des Industriezeitalters wecken. Die technischen Notwendigkeiten erzeugen einen überwiegend symmetrisch strukturierten Grundriss, der durch die aufgehenden konischen Baukörper räumlich gelöst wird. Es entsteht ein  Ensemble  mit, je nach Blickrichtung, immer wieder wechselnden Ansichten. Auf wahrnehmungsästhetischer Ebene besticht die Architektur des Pumpwerks durch ihre skulpturale Qualität, die sich in klaren Linien und Formen der Gebäudestruktur widerspiegelt. Die räumliche Einbettung dieser Skulptur im industriellen Kulturraum schafft einen interessanten Kontrast zwischen gestalteter Zweckmäßigkeit und Landschaft, während der grüne Anstrich die harmonische Verbindung zwischen der künstlichen Struktur und der umgebenden Natur sucht.

Einen Ort zu schaffen, der aufzeigt, welcher gestalterische, soziale und baukulturelle Mehrwert über die Erfordernisse einer technischen Infrastruktur hinaus geschaffen werden kann, wird in besonderer Weise gewürdigt.